* 22. November 1913
† 4. Dezember 1976
von Henning Eisenlohr
Essay
Benjamin Britten ist neben (und vor) Michael Tippett der bekannteste und erfolgreichste britische Komponist seiner Generation, dessen Einfluss auf das Musikleben in Großbritannien auch im angehenden 21. Jahrhundert spürbar ist. Mit der Gründung der »English Opera Group« und seinen eigenen Opernkompositionen trug er nach 1945 maßgeblich zur Wiederbelebung der englischen Oper bei. Er etablierte das Aldeburgh Festival als Podium für zeitgenössische Musik und machte zahlreiche nationale sowie internationale Interpreten (z.B. Dietrich Fischer-Dieskau, John Shirley-Quirk und Mstislav Rostropovič) zu festen Größen im britischen Musikleben. Der Verlag Faber Music wurde in den 1960er-Jahren zur Herausgabe der Werke Brittens gegründet und betreut seitdem viele englische Komponisten, u.a. Colin und David Matthews. In der britischen Musikwissenschaft ist die Auseinandersetzung mit seinem Schaffen fest verankert. Seit den 1980er-Jahren sind im Zuge dieser Forschungen immer wieder Jugendwerke Brittens posthum veröffentlicht und zur Aufführung gebracht worden.
Im Gegensatz zu dem Ruhm, den Britten in Großbritannien genießt, steht die Vernachlässigung seiner Werke auf dem europäischen Festland und speziell im deutschsprachigen Raum. Der Fortschrittsideologie, die Adorno in seiner »Philosophie der Neuen Musik« auf den Punkt gebracht hatte, fallen jene Komponisten zum Opfer, die nicht in die vermeintlich teleologische Linie Bach ...